Die Mär vom Notgroschen

Immer wieder schreibe ich in meinen Blogeinträgen, dass ein Notgroschen zu den ersten Schritten gehören sollte, wenn du dich mit deinen Finanzen befasst. Konkret sind dies meiner Meinung nach die drei ersten Schritte:

  1. Haushaltsbuch führen
  2. Budget erstellen
  3. Notgroschen aufbauen

Warum ist ein Notgroschen so wichtig?

Ein Notgroschen ist genau das, was der Name sagt: Der Groschen, der dir in der Not hilft. Was kann so ein Notfall sein?

Stell dir einmal diese Situationen ohne Notgroschen vor:

  • Du bist in einer festen Beziehung, ihr wohnt zusammen. Ihr habt Streit, und im Affekt rutscht deiner Partnerin* die Hand aus. Du weißt, dass damit eine rote Linie überschritten und eure Beziehung nicht zu reparieren ist. Leider weißt du auch, dass die Mieten verdammt teuer sind und du es dir nicht leisten kannst, eine Zeit lang zwei Wohnungen zu mieten (dein Anteil an der gemeinsamen Wohnung, die noch weiter läuft, und deine neue Wohnung). Du redest dir ein, dass es ein einmaliges Versehen war, und bleibst. Mit schlechtem Gefühl im Bauch.
  • Du bist glücklich in deinem Job, machst gute Arbeit, bist zufrieden. Dann bekommst du eine neue Chefin. Mit dieser neuen Chefin eckst du immer wieder an, ihr habt fundamental unterschiedliche Standpunkte. In einem solchen Streit platzt dir der Kragen, und du schleuderst ihr die Kündigung entgegen. Zuhause schaust du dir deinen Kontostand an. Am nächsten Morgen gehst du zu ihr, entschuldigst dich, und behälst ab diesem Zeitpunkt deine Meinung für dich. Dein Notgroschen reicht nicht aus, um die dreimonatige Sperrfrist des Arbeitsamts zu überbrücken.

So sehen diese und andere Notsituationen mit Notgroschen aus:

  • Du hast Stress mit deiner Partnerin. Da sich die Beziehung nicht retten lässt, ziehst du aus. Leider heißt das, dass du für ein paar Wochen doppelt Miete zahlen musst. Dank Notgroschen kannst du dir das leisten und musst nicht in der gemeinsamen Wohnung bleiben, obwohl die Beziehung kaputt ist.
  • Deine Chefin kommt dir blöd. Nachdem das mehrfach passiert ist, siehst du rot und kündigst. Da du selber gekündigt hast, bekommst du drei Monate lang kein Arbeitslosengeld. Zum Glück hast du deinen Notgroschen!
  • Deine Waschmaschine geht kaputt. Dank deines gut gefüllten Notgroschens kannst du dir schnell eine neue Waschmaschine kaufen oder deine Alte reparieren lassen.
  • Du hast einen Versicherungsschaden und musst die Summe vorstrecken, bis die Versicherung zahlt. Kein Problem dank Notgroschen. Du bekommst das Geld ja von deiner Versicherung zurück.

Wie groß sollte der Notgroschen sein?

Die Höhe des Notgroschen hängt von deinen Lebenshaltungskosten ab. Er sollte so groß sein, dass du und alle, die finanziell von dir abhängig sind – deine Kinder, dein Hund, deine Meerschweinchen – drei bis sechs Monate davon leben können. 

Ja, das kann viel Geld sein. Auf Restaurantbesuche und auch Urlaub kannst du bei Bedarf verzichten – es handelt sich ja wirklich um einen Notfall. Aber du musst Miete zahlen, Lebensmittel, Versicherungen, und auch dein Handyvertrag und das Fitnessstudio lassen sich normalerweise nicht innerhalb von einem Monat kündigen.

Nimm dir jetzt direkt einen Zettel (oder eine Excel-Tabelle) und rechne aus, wie groß dein individueller Notgroschen sein sollte. Und dann mach dich daran, ihn aufzubauen – zum Beispiel mit Hilfe von diesem Budget.

*Wie hier erwähnt, benutze ich zugunsten der Leserlichkeit nur die weibliche Form – Männer sind natürlich mitgemeint.

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21 Replies to “Die Mär vom Notgroschen”

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