DAX 30 wird zu DAX 40

Die Pleite des Dax-Unternehmen Wirecard hat das Vertrauen in den deutschen Kapitalmarkt und dessen Aufsichtsbehörden erschüttert. Eine Reaktion darauf ist die Erweiterung des Deutschen Aktienindex (DAX).

Dax-Familie

Der Dax ist der bekannteste deutsche Aktienindex. Ein Aktienindex ist eine Definition, meistens die größten Unternehmen eines Landes oder einer Region, die die Entwicklung dieser Region widerspiegeln soll. Börse Frankfurt definiert einen Aktienindex als die “Abbildung der Bewertung eines definierten Aktienportfolios zu einem bestimmten Zeitpunkt“.

Die DAX-Familie besteht aus drei Haupt-Indizes:

  • Der DAX, in dem (bislang) 30 Unternehmen enthalten sind. Per Definition sind dies die 30 größten und liquidesten deutschen börsennotierten Unternehmen. Er repräsentiert etwa 80 % der Marktkapitalisierung der deutschen börsennotierten Unternehmen.
  • Der MDAX, in dem die 60 nächstgroßen Unternehmen enthalten sind.
  • Und der SDAX, in dem die 70 nächstgroßen Unternehmen (nach dem MDax) enthalten sind.

Neben diesen drei großen Indizes gibt es z.B. den TecDAX (Technologie-Unternehmen), den DAX 50 ESG (Unternehmen mit guten Nachhaltigkeits-Bewertungen) oder den DivDAX (besonders dividendenstarke Unternehmen).

Anstehende Veränderungen

Bislang sind im Dax die 30 größten und liquidesten Unternehmen enthalten. Ab September 2021 werden es die 40 größten Unternehmen sein; der MDax schrumpft daher um 10 Unternehmen von 60 auf 50 Unternehmen.

Außerdem gibt es einige andere Veränderungen, die solche Bauchlandungen wie Wirecard in Zukunft verhindern sollen:

  • Unternehmen müssen in den letzten beiden Geschäftsberichten ein positives EBITDA, also einen Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände vorweisen können. Das klingt eigentlich selbsverständlich, aber gerade jüngere Unternehmen in der Wachstumsphase werfen häufig über längere Zeit keine positiven Gewinne ab.
  • Unternehmen müssen testierte Geschäftsberichte und vierteljährlich Quartalsmitteilungen veröffentlichen. Tun sie das nicht, werden sie gewarnt; nach einer 30-tägigen Warnfrist werden sie aus dem Index rausgeschmissen.
  • Unternehmen müssen in ihrem Aufsichtsrat einen unabhängigen Prüfungsausschuss haben. Wenn sie das nicht erfüllen, werden sie ziemlich unsanft hinausgeschmissen.

Auf der Seite der Börse Frankfurt kannst du die Details zu diesen und den anderen anstehenden Veränderungen nachlesen.

Warum das alles?

Die Pleite von Wirecard hat gezeigt, dass selbst bei einem DAX-Unternehmen bislang viele dieser Kriterien (Profitabilität, Transparenz, unabhängige Überprüfung) nicht zwangsläufig erfüllt werden. Die Überarbeitung des Index versucht, den DAX an internationale Standards anzupassen und außerdem breiter aufzustellen; 30 Unternehmen sind eine relativ kleine Anzahl. Allerdings sind auch 40 Unternehmen nicht wirklich repräsentativ für Deutschland, zumal viele der mittelständischen Unternehmen gar nicht an der Börse notiert sind.  

Ist das für dich als Investorin relevant?

Für dich als Investorin ist die Erweiterung des DAX vermutlich kaum relevant. Auch der “neue” DAX ab Herbst 2021 wird relativ schmal sein: 40 Unternehmen repräsentieren nicht die deutsche Wirtschaft. Außerdem würde ich dir ohnehin nicht empfehlen, nur in den DAX zu investieren, sondern immer für eine globale Strategie plädieren.

Es kann sein, dass einige Unternehmen davon profitieren, dass sie in den DAX rutschen. Sie bekommen dadurch mehr Aufmerksamkeit und vermutlich auch ein erhöhtes Handelsvolumen, da viele Aktienfonds den DAX abbilden (und damit auch die 10 neuen Unternehmen kaufen werden). Das könnte spannend sein, zu beobachten. Nach der ersten Ankündigung zeigten sich keine Reaktionen in den Börsenkursen der Neuaufsteiger.

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4 Replies to “DAX 30 wird zu DAX 40”

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