Gender Taschengeld Gap – wo fängt es an?

Der Gender Pay Gap, also der Unterschied in der Bezahlung von Männern und Frauen*, von 18 % in Deutschland (2022) ist nichts Neues mehr. Wir haben uns daran gewöhnt und hoffen auf eine langsame Verbesserung. Schritt für Schritt. Aber wo fängt das Ganze eigentlich an? In den letzten Jahren erlangten immer wieder Studien über einen Taschengeld Gap mediale Aufmerksamkeit. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat jetzt herausgefunden: es gibt in Deutschland keinen Gender Taschengeld Gap mehr! Großartige Nachrichten, mehr dazu weiter unten. 👇

Nicht nur in Deutschland erschienen Studien zu Unterschieden der Taschengeldhöhe nach Geschlecht, auch in unseren Nachbarländern wie Frankreich oder Großbritannien, schien es Differenzen zu geben.[1] Beruhend auf Daten des Sozioökonomischen Panels[2] von 2000 – 2019 scheint es allerdings keine Unterschiede im Taschengeld zu geben. Und zwar weder nach Geschlecht, West-Ost-Verhältnis, oder innerhalb der Altersgruppen .[3]

Diese Beträge erhalten Kinder durchschnittlich als  Taschengeld:

  •   7 – 10 Jahre: ca. 13 € monatlich
  • 11 – 15 Jahre: ca. 24,50 € monatlich
  • 16 – 19 Jahre: ca. 53 € monatlich

Interessant ist, dass Kinder in den Altersgruppen 7-10 und 11-15 aus einkommensschwächeren Haushalten durchschnittlich mehr Taschengeld bekommen als Gleichaltrige aus einkommensstärkeren Haushalten. Die Autorinnen gehen davon aus, dass einkommensschwächere Familien mehr Wert auf finanzielle Selbstbestimmung legen als einkommensstärkere Haushalte.

Das Taschengeld wird also soweit fair zwischen den Geschlechtern aufgeteilt. Natürlich gibt es auch hier eine Hintertür: Andere finanzielle Zuwendungen von Eltern an ihre Kinder passen wieder ins übliche Gender Gap-Bild. Bei Schenkungen und Erbschaften bspw. wird das männliche Geschlecht bevorzugt behandelt.[4]

Finanzielle Bildung fängt schon im Kindesalter an und ist stark durch das Elternhaus geprägt. Mithilfe von Taschengeld, Büchern oder anderen spielerischen Aktivitäten können wir unseren Kindern eine solide Basis an Finanzgeschick mitgeben und so auch langfristig Gender (Pay) Gaps auflösen.

Dass Gender Pay Gaps tief in unseren Köpfen verwurzelt sind, zeigt auch eine Studie von 2020 (ebenfalls vom DIW), die Menschen nach den Gehältern von fiktiven Personen befragt. Dabei unterscheiden sich diese ausgedachten Menschen nur im Geschlecht. Das Ergebnis? Sowohl Männer als auch Frauen empfinden es als gerecht, wenn Frauen ein geringeres Gehalt für dieselbe Arbeit bekommen als Männer. Im Durchschnitt 3 % weniger. Diese Differenz nimmt wie im echten Leben auch nach dem Alter der Befragten zu.[5]

Also, wo fängt die Ungleichheit tatsächlich an? Beim Taschengeld jedenfalls nicht (mehr). Auch wenn wir den genauen Ursprung nicht finden, können wir jederzeit am Ist-Zustand basteln, z. B. durch aktives Hinschauen und das Reden & Lernen über Finanzen. Das System muss sich ändern, aber auch wir als Individuen müssen umdenken. Also geh raus in die Welt, inspiriere andere, inspiriere dich selbst und lasst uns gemeinsam die (Gender) Gaps schließen!

 

*Zum einfacheren Lesen reduzieren wir uns in diesem Beitrag auf die binären Geschlechter Mann und Frau. Uns ist bewusst, dass es eine ganze Bandbreite von Gendern gibt, die nicht in das heteronormative System passen.

[1] Vgl. Taschengeld: Mädchen bekommen noch immer weniger als Jungen – DER SPIEGEL, Gender Pay Gap ab Vorschule: Jungs bekommen mehr Taschengeld (faz.net) und ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl.

[2] Zur gleichen Erkenntnis kommt eine Studie von forsa aus 2022, allerdings mit abweichenden Zwischenbefunden.

[3] Vgl. DIW Berlin: Mädchen und Jungen bekommen in Deutschland gleich viel Taschengeld

[4] Ebd.

[5] Vgl. DIW Berlin: Gender Pay Gap in den Köpfen: Männer und Frauen bewerten niedrigere Löhne für Frauen als gerecht

 
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2 Replies to “Gender Taschengeld Gap – wo fängt es an?”

  1. Marie

    Hallo Claudia,
    danke für den interessanten Beitrag. Kannst du Bücher empfehlen, mit denen man Kinder an das Thema Finanzen heranführen kann?
    Schönen Gruß, Marie

    • Antonia, Female Finance Forum

      Liebe Marie,

      es freut uns, dass dir der Beitrag gefällt! Wir haben Gutes über das Buch “Ein Hund namens Money” von Bodo Schäfer und auch über “Mein Geld, dein Geld” von Mike Schäfer gehört. Wir können zwar nicht aus eigener Erfahrung sprechen, hoffen aber, dass dir die Bücher weiterhelfen.

      GLG Antonia

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