Mut zur Lücke?!

Der Equal Pay Day hat gerade wieder darauf aufmerksam gemacht: Noch immer verdienen wir Frauen* in Deutschland im Schnitt 18 % weniger als unsere männlich gelesenen Kollegen. Das ist die geschlechterspezifische Lohnlücke, der Gender Pay Gap. Bei stärker marginalisierten Gruppen wie z. B. weiblichen People of Color ist diese Lücke sogar noch größer, wie es aktuelle Daten aus den USA nahelegen.[1] Wenn am Ende des Monats 18 % weniger Geld auf dem Konto landet, so hat dies vielfältige und vielschichtige Auswirkungen, denn eine Lücke kommt selten allein.

Wer weniger Gehalt erhält, zahlt entsprechend auch automatisch weniger in die gesetzliche Rentenkasse ein. (Wie sich die Rente berechnet, kannst du in diesem Blogpost nachlesen.)

Rentenlücke

Die sogenannte Gender Pension Gap weist auf den Missstand hin, dass Frauen im Alter weniger Rente erhalten als Männer. Dies ist doppelt fatal, da Frauen in Deutschland immer noch eine um fast 5 Jahre höhere Lebenserwartung haben als Männer.[2] Prinzipiell ist es schön, alt zu werden, zumal wir im Alter gesünder sind. Aber: Uns steht damit im Alter nicht nur weniger Geld zur Verfügung, wir müssen auch länger mit weniger auskommen.

Jetzt könnte man sagen, Frauen sollten heute schon für später gegensteuern und verstärkt privat fürs Alter vorsorgen, aber auch hier stoßen wir auf eine Problematik: Wer jeden Monat 18 % weniger Gehalt erhält, der stehen folglich auch für Spar- und Investitionsvorhaben 18 % weniger Mittel zur Verfügung. Wie sich diese Lücken im Verdienst über eine Lebensspanne gesehen auswirken, verdeutlicht folgendes Beispiel:

Investitionslücke

Tim verdient 50.000 € brutto im Jahr. Seine Kollegin Anna übt die gleiche Tätigkeit aus, verdient allerdings jährlich nur 41.000 €. Diese Differenz von 9.000 € erscheint auf den ersten Blick als unschön, aber nicht überdimensional, eben 18 %. Könnte Anna jedoch diese 9.000 € jährlich für 30 Jahre in ihre private Altersvorsorge investieren, kämen bei einer angenommenen Rendite von (realistischen) 5 % am Ende 627.847,11 € raus. Damit könnte eine Rentenlücke durchaus geschlossen werden.

Diese Infos sind alle nicht neu, den meisten Frauen werden sie allerdings erst so richtig schmerzhaft bewusst, wenn die meist wagen Vermutungen zu harter Realität werden. Deshalb ist es uns ein wichtiges Anliegen, Frauen für diese Themen frühzeitig zu sensibilisieren und ihnen dabei zu helfen, rechtzeitig vorzusorgen und ihre eigenen Lücken aufzuspüren und zu schließen. Mit Hilfe der vielfältigen Angebote des Female Finance Forums kann aus dem „Mut zur Lücke“ endlich der dringend benötigte Mut zum Schließen der Lücke(n) werden.

 

*und alle, die als solche gelesen werden

[1] Vgl. https://www.census.gov/data/tables/time-series/demo/income-poverty/historical-income-people.html

[2] Vgl. destatis Pressemitteilung Nr. 331 vom 09.07.2021, digital verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/07/PD21_331_12621.html

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