Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?

Der traditionelle 9-to-5-Job passt spätestens seit der Corona-Pandemie nicht mehr so recht in die Vorstellung vieler Arbeitnehmerinnen*: Flexible Arbeitszeitmodelle werden immer beliebter, weil sie die Möglichkeit bieten, leben und arbeiten individuell zu gestalten und zu verbinden.

Und auch Unternehmen müssen etwas tun, um im aktuellen Arbeitnehmerinnenmarkt für (potentielle) Mitarbeiterinnen attraktiv zu sein oder zu bleiben: ein gutes Gehalt allein reicht da nicht mehr aus…

Gleichzeitig taucht in der Arbeitswelt das Phänomen des „Quiet Quitting“ auf.

Quiet Quitting und seine Folgen

In einem Land, in dem „Dienst nach Vorschrift“ fast schon als Arbeitsverweigerung aufgenommen wird und Überstunden zum Berufsalltag gehören, wollen immer mehr junge Menschen genau das tun: Dienst nach Vorschrift. Also klare Grenzen ziehen, wenn es um Überstunden oder freiwillige Zusatzarbeit geht. Während die Politik von der 42-Stunden-Woche und der Rente mit 70 redet, wollen die Generationen X, Y and Z nicht länger Überstunden machen und sich im Job komplett verausgaben.

Was also tun?

Laut einer Forsa-Umfrage würden 71 % aller Beschäftigten in Deutschland die Möglichkeit begrüßen, nur vier Tage pro Woche arbeiten zu können. Vor allem Erwerbstätige im Alter von 30 bis 44 Jahren (64 %) und Beschäftigte mit höherem Bildungsabschluss (62 %) favorisieren die Vier-Tage-Woche. Ein Indiz, dass es sich hierbei tatsächlich auch um eine Generationenfrage zu handeln scheint.

Bei der Vier-Tage-Woche wird die Leistung am Output und nicht an der Zeit gemessen. Beschäftigte arbeiten statt an 5 Tagen 4 Tage bei vollem Lohnausgleich. Natürlich sind auch 5 kürzere Tage möglich, es geht um eine Reduzierung der Gesamtarbeitszeit auf 80 %. Das Modell hat Vor- und Nachteile, die wir uns genauer anschauen wollen.

Die Pros

Eine wissenschaftliche Studie hat die Vier-Tage-Woche in 33 Unternehmen in den USA, Irland und einigen anderen Ländern untersucht, mit durchaus positiven Ergebnissen:

Die Produktivität der Beschäftigten stieg und die Zufriedenheit vieler Beschäftigter nahm zu. Der Gesundheitszustand der Beschäftigten verbesserte sich und die Krankheitstage sanken. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbesserte sich und der Gender Care Gap schien sich ebenfalls zu schließen.

Auf Seite der Unternehmen fielen weniger Krankenstände und Kündigungen sowie die höhere Produktivität pro Arbeitsstunde positiv auf.

Die Cons

Das klingt alles sehr vielversprechend, allerdings gibt es auch gute Argumente, die gegen eine verpflichtende Vier-Tage-Woche für alle sprechen würden.

Für bestimmte Branchen (z. B. Chemie und Maschinenbau) könnte eine Verringerung der Arbeitszeit ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit bedeuten, wenn die Arbeitszeit im Vergleich zu den Wettbewerben reduziert wird.

Außerdem würde man die Menschen bevormunden und ihnen die Entscheidungsfreiheit nehmen, wie viel sie arbeiten wollen. Selbstbestimmung sieht dann doch anders aus.

Expertinnen befürchten zudem, dass durch die 4-Vier-Tage-Woche noch mehr Beschäftigte zusätzliche Nebentätigkeiten annehmen werden, um den 5. freien Tag zu „füllen“. Der Nebeneffekt wäre wohlmöglich, dass prekäre Beschäftigungsverhältnisse begünstigt würden…

Jenseits der Vier-Tage-Woche

Es sind auch andere Modelle denkbar, etwa die Jahresarbeitszeit. Ein Modell, das keine Tages- und/oder Wochenarbeitszeit festlegt, sondern die Arbeitszeit auf Jahressicht regelt.

Arbeiten und Leben sind so individuell wie die Menschen selbst. Vielleicht ist es auch ein Trugschluss, das eine Arbeitsmodell entwickeln zu können, das allen gleichermaßen gerecht wird? Vielleicht wird es in Zukunft mehrere verschiedene Modelle geben? Wir plädieren hier wie auch sonst immer für Diversität.❤️

 

 

 
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