3f liest – Book Review “Female Choice”

Hallo und herzlich Willkommen zum 3f Book Club!

Seit sich im März 2022 unser Team vergrößert hat, lesen wir regelmäßig zusammen Bücher. Das erste Buch, für das wir uns entschieden haben, ist Female Choice von Meike Stoverock. Wir haben in diesem Beitrag unsere Gedanken zum Buch festgehalten.

Der Inhalt:

Female Choice, ein Prinzip, das beschreibt, wie die Weibchen in der Tierwelt den Zugang zu Fortpflanzung kontrollieren. Ein Prinzip, das vor vielen Jahrtausenden auch noch bei uns Menschen vorherrschte. In Female Choice diskutiert Meike Stoverock, wie sich mit der Sesshaftwerdung der Menschen alles änderte. Die Gesellschaft nahm eine andere Form an und setzte einen neuen Rahmen, der nicht nur das Leben, sondern bis heute auch den Zugang zu Sex bestimmt. Stoverock setzt sich intensiv mit der Rolle der Männer und den von ihnen erschaffenen Institutionen, wie der Ehe, auseinander und wie Frauen im Laufe der Zeit von selbstständigen und wichtigen Mitgliederinnen der Gesellschaft zu Hausfrauen wurden.

Was Antonia denkt…

Während des Lesens, fühlt es sich so an als würde eine gute Freundin ein paar mutige, provokative Aussagen zum Feminismus treffen und egal, was sie sagt, sie bleibt deine Freundin.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und hatte den Drang neue Informationen gleich nach außen zu tragen. Da waren die Leidtragenden entweder mein direktes, neben mir sitzendes Umfeld oder die liebe Kollegin. Während des Lesens, fühlt es sich so an als würde eine gute Freundin ein paar mutige, provokative Aussagen zum Feminismus treffen und egal, was sie sagt, sie bleibt deine Freundin.

Ich finde den Ansatz von Stoverock besonders spannend, da sie überzeugend von der Evolution spricht und wie uns diese heute noch beeinflusst. Allerdings interpretiert sie auch viel, weswegen ich mich manchmal nicht abgeholt gefühlt habe. Am meisten Spaß hat die erste Hälfte des Buches gemacht, aber eigentlich auch alles andere…

Ich nehme mit, dass wir uns nicht auf vorherigen Erfolgen ausruhen (siehe Abortion Laws USA) und bestimmte Rechte nicht als selbstverständlich ansehen können. Dafür ist das Patriachat noch zu stark verankert. Sie bricht außerdem das Sprichwort „jeder Topf findet einen Deckel“ auf und schreibt über Incels – beides Themen, über die ich jetzt auch im Alltag vermehrt nachdenke. Außerdem fand ich ihre Einstellung zur Prostitution und ihre Ansätze, mit gegebenen Situationen umzugehen sehr anregend und gleichzeitig doch sehr futuristisch.

Zwischendurch habe ich mich emotional sehr verloren gefühlt in der Welt, die sie im Buch malt, leider gibt sie dafür (außer Zeit) keine richtigen Lösungsansätze. Stoverock zeigt nicht mit dem Finger auf uns und hat große Visionen für die Zukunft, was ihre Ansätze allerdings wenig greifbar macht. Alles in allem habe ich das Buch gerne gelesen und es war ein interessanter Input, von dem ich nicht alles so übernehme, aber definitiv über vieles nachdenke und diskutiere.

Würdest du das Buch weiterempfehlen?

  • Es hat Spaß gemacht zu lesen und ich habe viel gelernt. Auch wenn ich nicht bei allen Punkten mit der Autorin übereinstimme, war ich immer sehr begeistert nach dem Lesen und habe mein Umfeld damit zugequatscht. Stoverock deckt viele Themenbereiche ab und hat eine interessante Blickweise auf die Dinge als Biologin.

Würdest du das Buch nochmal lesen?

  • In ein paar Jahren bestimmt. Aber erstmal wieder anderen Input von anderen Expertinnen und ihren Branchen, da es beim Feminismus nicht „die eine“ Version/ Wahrheit gibt.

Was Isabel denkt..

Das Buch liest sich sehr gut, ich habe es sowohl beim ersten Lesen, als auch beim zweiten Lesen im Team, regelrecht verschlungen und musste mich eher zwingen, es wegzulegen😄

Also Achtung, wenn ihr einmal damit anfangt…!

Der Schreibstil ist niedrigschwellig und einfach verständlich. Trotzdem liefert die Autorin viele Fakten und Daten. Manchmal schlägt die Autorin einen etwas provokanteren Ton an, was dem Spannungsbogen durchaus dient, da gerade zu Beginn des Buches ein paar steile Thesen genannt werden, auf deren Be- oder Widerlegung man beim weiteren Lesen wartet.

Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Ausführungen der Autorin zu der Annahme, dass nicht nur fast im gesamten Tierreich das Prinzip der Female Choice herrscht, sondern auch bei uns Menschen dieses Prinzip der Partnerwahl bis zu unserer Sesshaftwerdung vorherrschend war…mind blowing!!!

Ich nehme aus dem Buch vor allem folgendes mit: „Doppeltes Augen auf bei der Partnerwahl!😉

Würdest du das Buch weiterempfehlen?

  • Ich empfehle es aktuell schon fleißig in meinem Freundes- und Bekanntenkreis weiter und hoffe, dass auch viele viele Männer dieses Buch lesen.

Würdest du das Buch nochmal lesen?

  • Ich würde das Buch nicht nur nochmal lesen, ich habe es bereits zum zweiten Mal getan und würde es sogar noch ein drittes Mal tun, also von mir eine ganz klare Leseempfehlung 

Was Claudia sagt..

Manchmal verschwammen die Grenzen zwischen Fakten und deren Interpretation, die immer zum Teil auf eigener Meinung beruht.

Insgesamt fand ich das Buch sehr angenehm zu lesen: Leicht verständlich, ohne übermäßig zu vereinfachen; eingehende Bildsprache, wodurch die Aussagen gut hängen bleiben; teilweise provokant, aber insgesamt doch eingänglich. Die Autorin verwendet sehr gute Vergleiche, um z.B. die Interpretation von Daten zu erläutern.

Zwei Informationen bleiben mir besonders im Gedächtnis:

  1. Unser gesellschaftliches System ist extrem auf die männlichen Bedürfnisse ausgerichtet, und das seit Jahrhunderten. Vermutlich sind wir uns in vielen Situationen gar nicht bewusst, dass sie gegen unsere Natur gehen, weil sie so selbstverständlich sind.
  2. Auch Männer leiden unter diesem System. Jeder Mensch, der nicht mit dem Status Quo glücklich wird, hat es schwer.

Diese Perspektive macht mich eigentlich traurig, weil es die starren Strukturen aufzeigt und verdeutlicht, wie sehr wir alle von mehr Flexibilität und echter Entscheidungsfreiheit profitieren würden.

Manchmal verschwammen die Grenzen zwischen Fakten und deren Interpretation, die immer zum Teil auf eigener Meinung beruht. Da hätte ich mir eine deutlichere Trennung gewünscht

Würdest du das Buch weiterempfehlen?

  • Ich würde das Buch definitiv weiterempfehlen. Es ist ein Buch, das Augen öffnet und das helfen kann, manche gesellschaftlichen Strukturen besser zu verstehen. Gleichzeitig regt es zu echter Diskussion und Veränderung an.

Würdest du das Buch nochmal lesen?

  • Ich würde das Buch definitiv nochmal lesen! Ich glaube, mit mehr Wissen und Erfahrung verändert sich die Perspektive auf den Inhalt und damit der Wert, den das Buch liefert

Was Joanna sagt…

Beim Lesen von Female Choice war ich tatsächlich zum Teil im Zwiespalt darüber, ob mir das Buch nun gefällt oder nicht. Da ich vor allem Romane lese, kannte ich dieses Gefühl so noch nicht wirklich. Normalerweise gefällt mir ein Buch oder es gefällt mir eben nicht; ein ständiges vor und zurück erlebe ich beim Lesen nicht wirklich.

Einige Teile des Buches habe ich regelrecht verschlungen, vor allem die erste Hälfte in der Stoverock über biologische Beobachtungen aus dem Tierreich schreibt, finde ich wirklich spannend.

Auch besonders in Erinnerung geblieben, ist mir Stoverocks Verweis auf das generische Maskulin, dass nicht nur im deutschen, sondern auch im englischen existiert. Durch das Fehlen von geschlechterspezifischen Artikeln im Englisch, muss deutlich weniger gegendert werden und es erscheint die Illusion, als wäre die englische Sprache quasi geschlechterneutral. Stoverock lenkt die Aufmerksamkeit auf das englische Wort für Frau (woman), welches von dem Wort für Mann abgeleitet ist (wo – man). Das Wort für den Man ist also hier die Norm, das Wort für die Frau bezeichnet die Abweichung von dieser Norm.

Manche von Stoverocks Aussagen sind durchaus provokant, aber es sind eben diese Aussagen, die den (zum Teil dringen notwendigen) Diskurs anstoßen und zum Nachdenken anregen. Gerade beim Thema Religion allerdings, vertritt Stoverock eine zum Teil sehr extreme Position und manche Aussagen sind (meiner Meinung nach) etwas unglücklich formuliert.

Mein größtes Problem mit dem Buch ist, dass nur wenig von dem was Stoverock schreibt, belegt ist. Zwar findet sich am Ende des Buches eine kleinere Liste mit Büchern und Artikeln, die als Inspiration für Female Choice gedient haben, aber mir fehlen Fußnoten oder ähnliches, durch die Textstellen konkret belegt sind. Dadurch bin ich mir unsicher, welche Aussagen bereits weiter erforscht sind und welche reine Theorie sind. An Stellen wirkt einiges interpretiert, wodurch ich manchen Aussagen eher skeptisch gegenüberstehe.

Würdest du das Buch weiterempfehlen?

  • Wenn mich jemand nach dem Buch Fragen würde, würde ich es empfehlen, da ich es durchaus interessant fand und mich einige Stellen wirklich abgeholt haben. Allerdings hat es mich nicht so umgehauen, dass ich es mit absoluter Begeisterung aktiv weiterempfehlen werde.

Würdest du das Buch nochmal lesen?

  • Zurzeit ist mein Stapel von Büchern, die ich noch lesen möchte, so hoch, dass ich nur meine absoluten Lieblinge erneut lesen würde. Daher erstmal nicht in näherer Zukunft, aber wer weiß, vielleicht in ein paar Jahren nochmal.

Hast du das Buch vielleicht auch schon gelesen? Schreib uns deine Meinung gerne in die Kommentare!

Das Buch, das wir als nächstes lesen ist Invisible Women von Caroline Criado Perez. Lies doch gerne mit uns mit🤓

 

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