Junge, Junge… oder doch ein Mädchen?

Für viele Aspekte in unserem Leben ist es vollkommen egal, welches Geschlecht wir haben. Für viele andere Aspekte ist es hingegen überhaupt nicht egal. Ich finde es schade, wenn “Gleichmacherei” betrieben wird. Chancengerechtigkeit, ja – Gleichmacherei, nein. Jeder Mensch hat seine ganz persönlichen Eigenheiten und Charakterzüge. Manche Aspekte sind einfach auf die Person zu beziehen, und manche Unterschiede lassen sich eindeutig am Geschlecht ausmachen.

Als ich jedoch letztens rosa und blaue Wasserflaschen für Kleinkinder gesehen habe, ist mir wirklich die Kinnlade heruntergefallen. Wasserflaschen, ernsthaft? Momentan gibt es auch eine Sonderedition Smarties (nur blaue bzw. nur rosafarbene Smarties – na herzlichen Glückwunsch!), und bei Spielsachen kennen wir das Schema ja schon lange. Die schöne Prinzessin mit Schloss für das Mädchen, und den tapferen Ritter auf seinem Schlachtross für den Jungen.

Falls du findest, das sei alles gar nicht so schlimm, dann schau dich mal bei PinkStinks um.

Faszinierend finde ich, dass sich Unterschiede auch in der Höhe des Taschengelds zeigen. Jungen erhalten in der vierten Klasse durchschnittlich 16,25€ Taschengeld pro Monat, Mädchen lediglich 11,94€. Das heißt umgerechnet: Für jeden Euro Taschengeld, den ein Junge bekommt, bekommt ein Mädchen 73 Cent. 

Das ist das Äquivalent zur geschlechterspezifischen Lohnlücke, auf Taschengeld übertragen. Sie existiert bereits in der vierten Klasse, wenn die Kinder ca. 9 bis 10 Jahre alt sind. Unfassbar!

Quelle: Statista 2018.

Ich bin sicher, viele Eltern machen das gar nicht absichtlich. Warum sollten sie auch? Viele Dinge passieren jedoch unbewusst, und daher ist es so wichtig, dass wir sie uns immer wieder vor Augen führen.

Einerseits sind es die Dinge, die wir unseren Kindern – und für mich besonders wichtig: unseren Töchtern – sagen. Du kannst alles werden, was du dir erträumst. Wenn du als Astronautin zum Mars fliegen möchtest, kannst du das schaffen.

Andererseits sind die Dinge, die unsere Kinder erleben und sehen, ungleich prägender. Wenn die Eltern rauchen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind raucht, erhöht. Wir erzählen unseren Kindern, dass sie alles werden können. Unsere Töchter sehen jedoch, dass häufig die Sekretärin eine Frau, der Chef ein Mann ist. Stewardessen sind Frauen, Piloten Männer.

Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele. Diese sind allerdings deutlich seltener und haben dann einen großen Anteil Bewunderung und den Beigeschmack: “Das kann ich nur schaffen, wenn ich wirklich außergewöhnlich gut bin.”

Wenn wir unseren Töchtern bereits als 10jährige Kinder weniger Taschengeld geben, dann empfinden sie es als normal, dass sie weniger “Gehalt” bekommen als die gleichaltrigen Jungs. Dadurch finden sie sich auch später eher mit dem niedrigeren Gehalt im Job ab.

Es ist daher extrem wichtig, dass wir unser eigenes Verhalten immer wieder überdenken und uns fragen, welche Klischees und Vorurteile wir noch leben, obwohl wir sie vielleicht schon längst als überholt erachten. Das Unterbewusstsein ist stark und hartnäckig – daher sollten wir immer wieder daran arbeiten, bewusste Entscheidungen zu treffen und danach zu handeln.

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