Brauchen oder Wollen?

Letzte Woche haben wir uns den Unterschied zwischen Verdienst und Vermögen angeschaut. Ein gutes Gehalt bedeutet nicht, dass wir viel Geld haben. Nur das, was wir nicht ausgeben, vermehrt langfristig unser Vermögen. Und nur so können wir beispielsweise einen Wechsel in Teilzeit (z.B. zur Kindererziehung), einen Umzug (z.B. wegen Wohnungskündigung durch den Vermieter) oder eine Absicherung im Alter finanzieren.

Ich habe dir dann zwei Fragen gestellt:

1.) Willst du Geld verdienen (also ein hohes Einkommen haben), oder willst du Geld haben (also ein Vermögen aufbauen)?

2.) Wieviel Geld willst und brauchst du?

Letzte Woche haben wir uns Frage 1 angeschaut. Heute nehmen wir uns Frage 2 vor.

Das Beispiel der Profi-Sportler, von denen erschreckend viele später pleite sind, zeigt, dass ein hohes Einkommen nicht alles ist. Wenn man alles Geld ausgibt, steht man am Ende mit nichts da.

Die meisten Menschen sind in ihrem Umgang mit Geld von zwei Emotionen geleitet: Angst und Gier. Frage dich einmal ehrlich, warum du arbeitest. Nach der Ausbildung suchen wir einen Job – allerdings häufig nicht primär, weil wir unbedingt arbeiten möchten. Vielleicht hast du Glück und dein Job macht dir wirklich Spaß – super! Jetzt schau dir mal an einem Montagmorgen die Gesichter der Menschen um dich herum an. Ich bin überzeugt, viele von uns gehen nicht zur Arbeit, weil wir unbedingt wollen. Das behaupten wir gerne, unserem Umfeld und auch uns selbst gegenüber. Doch in Wirklichkeit gehen viele von uns zur Arbeit, weil wir Angst haben, sonst unsere Miete nicht zahlen zu können, oder das Auto, oder die Telefonrechnung.

Sobald dann das Gehalt auf dem Konto ist, greift die Gier ein – oder nennen wir es Sehnsucht. Wir haben Sehnsucht danach, uns jetzt endlich etwas Schönes leisten zu können. Neue Schuhe. Einen Kinobesuch. Eine schöne Reise. Das haben wir uns schließlich verdient nach der harten Arbeit!

Diese Emotionen – Angst und Sehnsucht – sind wichtig, denn sie sorgen dafür, dass wir zuallererst unsere grundlegenden Bedürfnisse stillen. Die Bedürfnispyramide nach Maslow zeigt anschaulich, welche Rolle die jeweiligen Bedürfnisse für uns spielen. Die wichtigsten Bedürfnisse sind ein Dach über dem Kopf und Essen auf dem Teller (die rote Stufe der Pyramide). Danach kümmern wir uns darum, dass diese Bedürfnisse für die nächsten Wochen gesichert sind (orange). Erst danach denken wir darüber nach, wie wir in unser Umfeld passen (die gelbe Stufe), und wie wir Anerkennung von unserem Umfeld bekommen und uns selbst verwirklichen können (die grünen Stufen). Ganz ehrlich – wenn wir alle rein rational entscheiden würden, dann wäre das iPhone nie so erfolgreich geworden. Und Designer hätten keine Chance, wenn sie nicht unser Bedürfnis nach Alleinstellung und Anerkennung befriedigen würden.

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Bedürfnispyramide nach Maslow

Es spricht nichts dagegen, dir mit deinem Geld einen Komfort zu erkaufen. Es ist nur wichtig, dass dieser Komfort deinen Verhältnissen entspricht – also in erster Linie deinem Einkommen. Dafür ist es wichtig, dass du deine Bedürfnisse und die damit verbundenen Emotionen (Angst und Sehnsucht) kennst.

Kaufe ich diese Schuhe jetzt, weil ich sie brauche (warme Füße im Winter), oder weil ich sie haben möchte (weil genau diese Nuance in Kombination mit dieser Absatzhöhe wirklich SEHR gut zu meinem neuen Kleid passt)? Wenn ich diese Schuhe hauptsächlich aus reiner Lust heraus kaufe, führt das schnell dazu, dass ich bald aus einem ähnlich windigen Grund die nächsten Schuhe kaufe.

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Es ist wichtig, dir darüber im Klaren zu sein. Du kontrollierst deine Emotionen, nicht umgekehrt. Diese Erkenntnis bewahrt uns davor, an schlechten Tagen viel Unnützes zu kaufen. Und sie wird uns auch später beim Investieren helfen. Dazu schreibe ich demnächst einen separaten Blogbeitrag (oder mehrere).

Das ist sicher einfacher gesagt als getan. Aber wir können und sollten das Problem angehen, einen Schritt nach dem anderen, indem wir uns klar machen, wo wir unnötig Geld verschwenden und was unsere Ziele sind. Je besser wir unser Konsumverhalten kennen und unter Kontrolle haben, umso entspannter können wir letztlich mit Geld umgehen.

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