Big Data? Wohl eher Male Data… (Teil 1)

Bei dem in den sozialen Medien bereits stark diskutierten CEO-Lunch der Münchener Sicherheitskonferenz 2022 (s. Foto) wird eines ganz klar: Das ist keine Ausnahme, sondern die Realität für Frauen und Marginalisierte Menschen, wie People of Color.[1] Bei dem gemeinsamen Mittagessen im Februar ist keine einzige Frau, noch Diversität anderer Art zu sehen. Genau solche Bilder zeigen, wofür wir Frauen heute kämpfen. Wir sind noch immer stark unterrepräsentiert. Wie Aurel Mertz auf Instagram passend kommentiert:

„Die Münchner Sicherheitskonferenz […] muss auch 2022 offensichtlich geschlossen zur Prostata Vorsorgeuntersuchung.“[2]

Quelle: Michael Bröcker, 2022.

Die Realität ist: Die Frauenquote in Führungspositionen in deutschen Unternehmen liegt derzeit bei 24,6 %.[3] Obwohl Frauen mit einem Anteil von ca. 42 Millionen die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, werden wir doch immer wieder vergessen oder ignoriert.[4] Die Unterschiede von verschiedenen Geschlechtern werden in gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, medizinischen Bereichen – eigentlich so gut wie überall nicht ausreichend berücksichtigt. In der Vergangenheit waren Männer an der Macht, Frauen hingegen nur „das andere Geschlecht“, das Patriachat ist nun mal von Männern für Männer gemacht. Somit ist es kein Wunder, dass wir heute mit einem sogenannten Gender Data Gap, einer Datenlücke, zu kämpfen haben.

 

“Nur wer sichtbar ist, findet statt.“ (Tijen Onaran)

 

Der Gender Data Gap in DEINEM Alltag

Tatsächlich macht sich der Data Gap vermutlich auch in deinem Alltag bemerkbar. Teilweise sind es banale Dinge, die jedoch auf den männlichen Körper und das Verhalten ausgerichtet sind und für andere Menschen zu Nachteilen werden können. Das fängt schon bei der niedrigen Raumtemperatur in gemeinschaftlichen Büroräumen an: Sie ist häufig auf die wärmeren Männerkörper, die in Vollzeit arbeiten, ausgerichtet. Es sind Regale, die so hoch sind, dass du vielleicht nicht an das Produkt drankommst. Und auch die langen Schlangen vor den öffentlichen Frauentoiletten sind auf den Gender Data Gap zurückzuführen.

Das hört sich alles nicht so schlimm an, aber auch in der Medizin bringt das Ignorieren des weiblichen Körpers ernsthafte Konsequenzen mit sich. Medikamente bleiben zum einen länger in weiblichen Körpern, der Hormonhaushalt bei menstruierenden Personen ist alles andere als konstant und beeinflusst Behandlungserfolge, sogar der Herzinfarkt verhält sich anders. Erst vor wenigen Jahren hat man herausgefunden, dass Frauen kein Ziehen in der Brust, sondern andere Symptome wie Bauchschmerzen verspüren.

 

People of Colour sowie Menschen, die sich nicht in binäre Kategorien einordnen lassen, sind abermals unterrepräsentiert und leiden mehrfach unter Diskriminierung, nicht nur aufgrund des Geschlechts, sondern auch durch Hautfarbe. Mehr dazu findet ihr nächste Woche in dem zweiten Teil dieser Reihe!

[1] Vgl. Michael Bröcker, 2022 Michael Bröcker (@MichaelBroecker) / Twitter

[2] Vgl. Aurel Mertz, 2022 Aurel Mertz (@aurelmertz) • Instagram-Fotos und -Videos

[3] Vgl. Crif, 2021 Weltfrauentag: Frauenquote in Führungspositionen liegt bei 24,6 Prozent (crif.de)

[4] Vgl. Destatista, 2021 Frauen in Deutschland – Statistiken und Daten | Statista

 
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6 Replies to “Big Data? Wohl eher Male Data… (Teil 1)”

  1. Christel Hoffmann

    Liebe Claudia, du hast natürlich sehr recht, dass Frauen in vielen Bereichen unterrepräsentiert sind. Es liegt leider auch an uns Frauen selbst. Ich hatte zum Beispiel als Vorsitzende einer kommunalen Partei größte Schwierigkeiten, Frauen zur Kandidatur zu motivieren. Wir Frauen hinterfragen im Gegensatz zu Männern stets unsere Eignung für dieses oder jenes, und kommen dann zu spät. Wir sollten viel häufiger sagen:”Yes, we can!”. Liebe Grüße! Christel

    • Claudia, Female Finance Forum

      Liebe Christel,

      da stehe ich ganz auf deiner Seite – “Yes, we can!”
      Wir können vieles erreichen, wenn wir uns nicht selbst im Weg stehen.

      Herzliche Grüße
      Claudia

    • Hannah Gerstenkorn

      Liegt das jetzt an uns Frauen, oder liegt es daran, dass auch wir Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft sozialisiert sind und uns eben sehr früh beigebracht wird, uns ständig zu hinterfragen? Ich bin selbst Stadträtin in München und Mutter von 3 Kindern – die patriarchalen Strukturen in der Politik sind – ehrlich gesagt – der Horror. Das Ehrenamt (!) mit der Familie zu verbinden, ist schon für mich (maximal priviligiert) kaum machbar. Unbedingt müssen Frauen (und insbesondere Mütter) besser repräsentiert sein, nur dann ändert sich was.

  2. Sabine Knöll

    Ja, Ihr lieben Frauen, das stimmt alles.
    Vor allem aber sollten eben auch gerade wir Frauen selber uns gegenseitig unterstützen und füreinander sein anstatt die, die etwas wagen zu sabotieren, abzuwerten, zu intrigieren und und und.
    Leider selbst zur Genüge erlebt, als ich 1986 mit 28 Jahren (und ohne Mann an meiner Seite!) den elterlichen Gasthof übernahm.
    Sie standen den männlichen Machenschaften in nichts nach.
    Würde mich freuen, wenn es für Euch mittlerweile besser läuft.

  3. Sabrina

    Liebe Claudia, zu dem Punkt Medizin gibt es noch weitere Anmerkungen, zum Beispiel dieses Thema (das vielen Frauen bestimmt noch nicht bewusst ist): Seit mehr als 50 Jahren machen Crashtest-Dummys Autos sicherer – für den “durchschnittlichen Mann”. Erst langsam werden auch weibliche Dummys eingesetzt. Mehr Infos:
    https://www.derstandard.de/story/2000132196434/geschlechtergerechte-crashtest-dummys-sollen-autos-fuer-frauen-sicherer-machen

    Liebe Grüße, Sabrina

    • Claudia, Female Finance Forum

      Liebe Sabrina,

      danke für den Hinweis! Es gibt so viele Aspekte im Alltag bei denen uns der Gender Data Gap gar nicht bewusst ist. Höchste Zeit, dass sich das ändert! 💪

      Ganz viele Grüße
      Claudia

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