3 Tipps für mehr Überblick im Finanzchaos: ADHS Version

Wer kennt’s..?

❌ Du kaufst etwas nach, weil du dachtest, du hättest es verloren oder verlegt und dann taucht es doch wieder auf 🙄

❌ Du kaufst Lebensmittel, hast große kulinarische Pläne damit, musst sie aber letztendlich wegwerfen, weil sie in den Weiten deines Kühlschranks irgendwie untergegangen sind…🍆 ⚡️🗑️

❌ Ein Abo hat sich automatisch verlängert, weil du vergessen hast, es rechtzeitig zu kündigen. 🫠

❌ Das Kind verliert zum x-ten Mal seinen Schal/seine Mütze/die Stifte/… 🤡

Die ADHS Steuer

Diese vielen verschiedenen Situationen, die schon sehr ärgerlich sind, wenn sie ab und zu mal vorkommen, sind für neurodivergente Menschen – zum Beispiel Menschen mit ADHS[1] – oft Alltag. Und alle diese großen und kleinen „Missgeschicke“ können richtig ins Geld gehen! Diese unweigerlich anfallenden „Zusatzkosten“ werden als „ADHD Tax“ oder „ADHS Steuer“ bezeichnet. Es geht also um die Kosten, die Menschen auf Grund ihrer Neurodivergenz entstehen und zwar regelmäßig.

ADHS ein teurer „Spaß“

Auch vergessene und somit unbezahlte Rechnungen für Miete, Strom, GEZ und Co können Mahngebühren oder Probleme mit Inkasso-Unternehmen und/oder der Schufa nach sich ziehen. Alles in allem ziemlich uncool und eine massive Belastung. Werden regelmäßig und über einen längeren Zeitraum suboptimale (finanzielle) Entscheidungen getroffen, kann das in der Schuldenfalle oder sogar in Armut enden.

ADHS kann auch todernst sein

Neurodivergenten Menschen, wie zum Beispiel Menschen mit ADHS, kann es also schwerer fallen, den Überblick über ihre Finanzen zu behalten, vorausschauend zu planen und eine gute Finanzhygiene zu betreiben. Doch noch viel krasser als das Finanzielle: Manche Menschen mit ADHS bezahlen sogar mit ihrem Leben: Laut einer im Lancet veröffentlichten Studie haben Menschen mit ADHS nämlich ein doppelt so hohes Risiko auf einen vorzeitigen Tod wie andere Menschen[2]. 

3 Tipps für mehr Überblick im Finanzchaos

Wir beim 3f sind natürlich keine Expertinnen für Neurodiversität, dafür könnt ihr gerne mal auf Instagram bei neurodivergentis oder neuro_perspektiven vorbeischauen. Da uns Diversität und Inklusion aber sehr am Herzen liegen, kommen hier unsere drei Finanztipps, die die Bedürfnisse neurodivergenter Menschen besonders berücksichtigen.

  1. Automatisierung is 🗝️

Nutze unbedingt Daueraufträge und Einzugsermächtigungen! Versuche so viel finanziellen Mental Load loszuwerden wie möglich. Setze dir am besten einmal im Halbjahr/Jahr einen Termin im Kalender, an dem du deine laufenden Abos bzw. Abbuchungen überprüfst.

  1. Konto auf Guthabenbasis

Führe ein Konto auf Guthabenbasis, welches gar nicht erst ins Minus rutschen kann. Jede Bank hat ein Guthabenkonto im Angebot, das ist gesetzlich vorgeschrieben. Beworben wird es aber meist nicht aktiv, denn Banken verdienen ja bekanntlich sehr gut an Dispozinsen und somit an dir 😉

  1. Body Doubling for the win!

Beim Body Doubling handelt es sich um eine Arbeits- bzw. Lernstrategie, die sich auch prima für Geldangelegenheiten nutzen lässt. Die Idee ist, dass du in Anwesenheit einer anderen Person – die dir als unterstützende Präsenz dient- Dinge erledigst, um deine eigene Konzentration und Produktivität aufrechtzuerhalten. Da die andere Person auch gerade arbeitet oder beschäftigt ist, tust du es ihr einfach gleich und schwupp, schon sind die ersten Rechnungen überwiesen. Body Doubling funktioniert für nahezu alle Aufgaben und auch online…hello Video Call!

Anlaufstellen

Eine Diagnose kann Angst machen, aber auch befreiend sein. Frauen werden leider oft erst spät diagnostiziert #gendergap #masking

Wenn du vermutest, betroffen zu sein, dann sind ärztliche oder psychologische Psychotherapeutinnen sowie Fachärztinnen für Psychiatrie und Psychotherapie geeignete Ansprechpartnerinnen. Außerdem gibt es Spezialambulanzen für Erwachsene mit ADHS.

Weitere Informationen findest du auch hier.

 

[1] https://www.adhs.info/fuer-eltern-und-angehoerige/adhs-was-ist-das/?ref=mr-jugendarbeit%26cHash%3Dabd2aaaea7c3d4ab603e302c15a5f0a2&cHash=2de7277beaa07324255f6e042dfae7e7

[2] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/61961/Menschen-mit-ADHS-verungluecken-haeufiger-toedlich

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2 Replies to “3 Tipps für mehr Überblick im Finanzchaos: ADHS Version”

  1. Cosi

    Liebes FFF Team, es ist das erste Mal, dass ich darüber lese und darauf aufmerksam werde, dass es Menschen mit AD(H)S schwerer fallen könnte, ihre Finanzen zu managen. Danke für die Sensibilisierung.

    Im Grunde sind Frauen aufgrund des erhöhten mental load generell hier auch benachteiligt. Obwohl ich nicht neurodivergent bin, habe ich schon sehr oft etwas vergessen und verlegt/verloren. Kein Wunder mit drei Kindern und einer 30-Stunden-Arbeitswoche. Ich war dann immer streng mit mir und habe mich selbst kritisiert (du musst das wieder besser organisieren/überblicken, du musst bei den Kindern mehr mit ihren Sachen hinterher sein/ du musst mehr aufpassen/aufmerksamer sein). Aber wenn eine Person nur arbeiten geht (und keine Kinder betreut/Angehörige pflegt und nicht den Großteil der Hausarbeit wuppt), bleibt natürlich mehr Zeit für konzentrierte Finanzplanung und wichtige Dinge wie Telefonate/Mails schreiben, um Verträge zu kündigen. Die Vermächtnisstudie hat übrigens gezeigt, dass solche „finanzielle Carearbeit“ auch öfter die Frauen in Familien übernehmen (Überweisungen z.B.).

    Ich habe so noch nie darüber nachgedacht, dass man dadurch auch Geld verliert. Danke für den wichtigen Artikel und die Tipps, die ich gerne an eine Freundin weiterleite, die mit neurodivergenten Menschen arbeitet.

  2. Isabel, Female Finance Forum

    Liebe Cosi,

    danke für deinen Kommentar und deine Gedanken zum Thema.

    Du hast vollkommen recht! Stress, z. B. durch Elternschaft, kann dazu führen, dass man durch permanente Überlastung ähnliche Empfindungen/Erlebnisse haben kann wie eine neurodivergente Person.

    Es ist auch möglich, dass man ADHS hat und der vermehrte Stress führt dazu, dass die vorher kompensierten Merkmale nun erst richtig zum Vorschein kommen.
    Das Thema ist auf jeden Fall sehr spannend und wir denken, viele sind davon betroffen, auf die eine oder andere Weise.

    Vielen Dank auch für den Hinweis auf die Vermächtnisstudie, die ist eigentlich auch mal eine Thematisierung wert…also stay tuned 😉

    Liebe Grüße
    dein 3f-Team

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