Frauenrechte und Finanzen – Wir müssen reden!

Der Fall „Roe v. Wade“ ist momentan auch jenseits der USA in aller Munde. Die seit fast 50 Jahren geltende gleichnamige Grundsatzentscheidung[1] ermöglichte Menschen mit Uterus bisher landesweit einen straffreien Schwangerschaftsabbruch unter bestimmten Voraussetzungen.

Die Rolle rückwärts und ihre Auswirkungen

Das Einkassieren dieses Urteils hat zur Folge, dass die Bundesstaaten Abtreibungsrecht nun vollständig selbst reglementieren dürfen, weshalb erhebliche Einschränkungen befürchtet werden, vor allem in konservativen Staaten.

Ungewollte oder ungeplante Schwangerschaften müssen dann eventuell gegen den Willen der Frau fortgesetzt werden. Gleichzeitig wird es wohl kaum Unterstützungsmaßnahmen für diese Frauen und ihre Kinder nach der Geburt geben. Sie werden damit alleine gelassen und gleichzeitig ihrer Selbstbestimmtheit und Gestaltungsfreiheit über ihr Leben beraubt.

Der Fall Roe ist Geschichte, was kommt als nächstes?

Expertinnen sind der Meinung, dass nun auch politische Eingriffe bei anderen sensiblen Themen wie der gleichgeschlechtlichen Ehe oder Verhütung denkbar sind. Alle bis dato geschaffenen Präzedenzfälle[2] zu diesen Themen begründen sich auf der Tatsache, dass das Private privat ist und auch bleiben sollte. Einer der verantwortlichen Richter erwähnt in seiner Begründung für die Abschaffung, dass das Recht auf Privatsphäre in der Verfassung nicht explizit erwähnt wird. Diese Auslegung ist gefährlich, da das Private dadurch mehr und mehr öffentlich diskutiert und politisch reglementiert werden könnte. Betroffen davon wären vor allem Minderheiten, also People of Colour, LGBTQs, FLINTAs.

Kinder machen glücklich?!

Kinder sind ein Geschenk und wundervoll, wenn man sich aus freien Stücken dafür entscheiden kann. Doch nicht immer ist Kinder bekommen ein Garant für Glück und Zufriedenheit. Wenn Menschen nach der Geburt von Kindern unglücklicher sind als sie es davor waren, dann sind in den meisten Fällen finanzielle Gründe dafür verantwortlich.[3] Kinder sind also nicht das Problem; steigende Ausgaben und sinkende Einnahmen sind es. Übrigens ist es ein Irrglaube, dass es meist junge Frauen sind, die eine Abtreibung vornehmen lassen: 66 % aller abtreibenden Frauen sind zwischen 25 und 40 Jahre alt (Deutschland, 2021).[4] Außerdem haben 60 % der Frauen bereits ein oder mehrere Kinder.[5]

Wenn „freiwillige“ Eltern schon dermaßen finanziell unter Druck geraten können mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf ihr Wohlergehen, wie wird es erst der Person gehen, die eine ungeplante Schwangerschaft gegen ihren Willen fortführen muss, mit allen (finanziellen) Konsequenzen?

Wenn es den (meist männlichen) Entscheidern wirklich um das Kindeswohl ginge, dann würden sie das Kindergeld erhöhen, Kinderbetreuung gewährleisten, sich für finanzielle Gleichberechtigung von Alleinerziehenden oder für psychologische Unterstützung junger Eltern einsetzen.

Werden Personen mit Uterus zu ungewollten Schwangerschaften gezwungen, wird bewusst in Kauf genommen, dass sie von einer selbstbestimmten beruflichen, finanziellen und gesellschaftlichen Teilhabe weitestgehend ausgeschlossen werden. Nur, wer würde das ernsthaft wollen…?

Uns bei 3f liegt die Selbstbestimmung und Handlungsfähigkeit aller Menschen sehr am Herzen, deshalb sind wir ganz klar Team „Triff deine eigenen informierten Entscheidungen“.

 

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Roe_v._Wade

[2] 1965 „Griswold v. Conneticut“ (Verhütung Privatsache); 1973 “Roe v. Wade” (Abtreibung straffrei möglich); 2003 „Lawrence v. Texas“ (Einvernehmlicher Sex von LGBTQ-Personen wird legal); 2015 „Obergefell v Hodges“ (Gleichgeschlechtliche Ehe wird legal)

[3] https://www.welt.de/wirtschaft/article189689803/Familie-Kinder-machen-gluecklich-wenn-Eltern-ein-Problem-loesen.html

[4] https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Schwangerschaftsabbrueche/Tabellen/01-schwangerschaftsabbr-alter-quote-10tsd-je-altersgruppe_zvab2012.html;jsessionid=FEDC0F90B097D78B9FAA55BD357315FB.live741

[5] https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Schwangerschaftsabbrueche/Tabellen/03-schwangerschaftsabbr-rechtliche-begruendung-schwangerschaftsdauer_zvab2012.html;jsessionid=FEDC0F90B097D78B9FAA55BD357315FB.live741

 

 

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2 Replies to “Frauenrechte und Finanzen – Wir müssen reden!”

    • Claudia, Female Finance Forum

      Liebe Anne,

      schön, dass dir unsere Arbeit gefällt. Danke für das Kompliment! Das motiviert uns sehr, weiter zu machen 🙂

      Liebe Grüße,
      Claudia

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