Rentenpaket 2025: Was kommt auf uns zu – und was passiert nach 2031? 

Die Bundesregierung hat Anfang August 2025 das Rentenpaket 2025 im Kabinett beschlossen. Kernstück: Das Rentenniveau (Sicherungsniveau vor Steuern, also das, was Rentnerinnen* im Vergleich zum Durchschnittseinkommen ausgezahlt wird) wird bis 2031 bei 48 % stabilisiert – diese sogenannte Haltelinie läuft also weiter, anstatt Ende 2025 auszulaufen. Außerdem umfasst das Paket Verbesserungen bei der Mütterrente und mehr Flexibilität rund um die Weiterbeschäftigung nach Erreichen der Regelaltersgrenze. Der Bundestag soll das Gesetz bis Jahresende verabschieden.  

Ohne Verlängerung der Haltelinie würde das Rentenniveau nach geltender Formel schrittweise sinken. Mit der Haltelinie sichern Politik und Rentenversicherung ein Mindestniveau von 48 % – konkret bedeutet das für viele künftige Renten einen spürbaren, wenn auch moderaten Plus-Effekt gegenüber einem Szenario ohne Haltelinie. (Um konkrete Zahlen zu nennen: 2023 lag die durchschnittliche Altersrente von Männern in Deutschland bei 1.308 €, die von Frauen bei 942 € pro Monat – vor Steuern! Auch eine Stabilisierung ist also kein Grund zur großen Freude.) 

Und nach 2031? 

Stand heute gilt: Nach 2031 würde wieder die normale Rentenanpassungsformel greifen – das Sicherungsniveau könnte dann tendenziell sinken, allerdings ausgehend von einem höheren Niveau, das durch die Haltelinie bis 2031 gesichert wurde. Kurz: Die Verlängerung kauft uns Zeit, sie löst aber nicht das demografische Grundproblem, was daran liegt, dass die aktuellen Erwerbstätigen die Rente der aktuellen Rentenbezieherinnen bezahlen. Weniger Erwerbstätige im Verhältnis zu Rentnerinnen bedeutet, dass entweder die Auszahlungen sinken, die Einzahlungen steigen müssen oder der Staat zusätzliche Mittel aus Steuereinnahmen beisteuert. In den vergangenen Jahrzehnten ist tatsächlich alles davon eingetreten: Das Sicherungsniveau der Rente wurde kontinuierlich abgesenkt, die Beiträge erhöht, und dennoch fließen heute jedes Jahr über 120 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt in die Rentenkasse.1 

Parallel zur 2031er-Haltelinie wurde in den letzten Jahren das Rentenpaket II diskutiert. Dessen Ziel: Die Haltelinie noch länger zu verankern und mit dem Generationenkapital (staatliche Kapitalerträge zur Dämpfung der Beitragssätze ab Mitte der 2030er) eine Zusatzsäule zu etablieren. Der Ansatz: Der Bund nimmt Kredite auf, legt sie breit am Kapitalmarkt an und nutzt Erträge später zur Beitragsstabilisierung. Das Konzept befand sich unter Finanzminister Lindner bereits in der letzten Ampel-Koaltion im Koalitionsvertrag. Die Debatte über die Zeit „nach 2031“ scheint daran also wieder anknüpfen zu wollen. Allerdings gilt für die Bundesregierung dasselbe, was auch für uns Investorinnen gilt: „Je früher, desto besser.“ 

Kosten und Konflikte 

Sicherung kostet. Kritikerinnen – u. a. aus Wissenschaft und Rechnungshof – mahnen die Finanzierungsrisiken an: Eine starre Haltelinie erhöht die Ausgaben bzw. verhindert Entlastungen; das Generationenkapital mildert zwar Beitragsanstiege, ist aber kein Wundermittel und trägt erst ab Mitte der 2030er Jahre nennenswert. Die politische Auseinandersetzung dreht sich daher um Generationengerechtigkeit und die Lastenverteilung zwischen Bundeshaushalt, Beitragszahlern und Kapitalmarkterträgen. Das DIW-Berlin äußerte kürzlich die Idee eines „Boomer-Solis“2: Statt die Belastungen vor allem bei den Jüngeren und Erwerbstätigen abzuladen, soll in der älteren Generation umverteilt werden. Konkret könnte der Boomer-Soli so aussehen, dass sämtliche Einkommen im Alter – also Renten, Beamtenpensionen, Betriebs- und Privatrenten und auch Vermögenseinkommen – oberhalb eines Freibetrags mit beispielsweise zehn Prozent besteuert werden. Diese Einnahmen sollen ausschließlich dazu verwendet werden, geringe Alterseinkünfte aufzustocken. Davon will die aktuelle Bundesregierung allerdings nichts hören. 

Was bedeutet das konkret? 

  • Kurz- bis mittelfristig (bis 2031): Mehr Planungssicherheit. Rentenanpassungen folgen weiterhin grundsätzlich der Lohnentwicklung, das Mindestsicherungsniveau bleibt bei 48 Prozent.  
  • Ab 2031: Ohne weitere Gesetzesänderung greift wieder die Standardformel – tendenziell sinkendes Niveau möglich. Ob die Politik erneut stabilisiert (z. B. über eine verlängerte Haltelinie, stärkere Steuerzuschüsse, Generationenkapital), hängt von künftigen Beschlüssen ab.  
  • Beitragssätze: Langfristig ist mit steigenden Beitragssätzen zu rechnen – das Generationenkapital in seiner derzeitigen Form kann einen Anstieg nur bremsen, nicht verhindern.   
  • Auszahlung: Schon die derzeitige durchschnittliche Auszahlung von 942 Euro monatlich an gesetzlicher Rente für Frauen lässt kaum finanziellen Spielraum. Ob diese Leistungen in Zukunft stabil bleiben oder sogar steigen können, hängt maßgeblich von politischen Entscheidungen ab. 

Das Rentenpaket 2025 verschafft vermeintlich eine Atempause bis 2031. Was danach kommt, ist politisch offen – die Leitplanken sind aber sichtbar: längere Haltelinie, mehr Steuerzuschüsse und Kapitalmarkterträge als dritter Pfeiler zur Dämpfung. Wer privat vorsorgt, sollte diese Zeit nutzen: Die gesetzliche Rente bleibt die Basis, doch die Vorsorge in Eigenregie bleibt weiterhin alternativlos und wichtiger denn je. 

 

*Wegen der besseren Lesbarkeit benutzen wir nur die weibliche Form. Alle Menschen sind explizit mitgemeint.

 1 https://www.bundeshaushalt.de/DE/Home/home.html

2 https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-07/rentensystem-baby-boomer-soli?mj_campaign=nl_ref&mj_content=zeitde_text_link_x&mj_medium=nl&mj_source=int_zonaudev_Fratzschers%20Verteilungsfragen

 
Previous Article

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert