Private Equity – Lohnt sich das für Privatinvestorinnen?
In immer mehr Online-Depots taucht sie auf: die Möglichkeit, in Private Equity zu investieren. Große Finanzportale werben mit exklusivem Zugang, hohen Renditechancen und der Aussicht, „wie die Profis“ anzulegen. Aber was steckt dahinter – und ist das etwas für dich?
Private Equity bedeutet wörtlich „privates Eigenkapital“. Im Gegensatz zu Aktien, die an der Börse gehandelt werden, fließt dein Geld dabei in nicht börsennotierte Unternehmen. Diese Unternehmen sind oft Start-ups, Mittelständler oder auch Firmen, die von Private-Equity-Fonds übernommen werden, um sie umzustrukturieren und später teurer zu verkaufen. Für dich als Anlegerin* bedeutet das: Du investierst meist indirekt über einen Fonds oder ein digitales Beteiligungsvehikel.
Wie funktioniert das genau?
Bei Anbietern wie Trade Republic kannst du inzwischen schon ab einem Euro in sogenannte ELTIFs (European Long-Term Investment Funds) investieren. Diese Fonds bündeln das Geld vieler Privatanlegerinnen und stecken es in verschiedene private Unternehmen. Die Besonderheit: Anders als klassische Private-Equity-Fonds sind diese neuen Produkte semi-liquide. Konkret heißt das, dass du einmal im Monat Anteile verkaufen kannst, wenn eine Käuferin gefunden wird. Einen garantierten Rückkauf gibt es aber nicht.
Chancen: Langfristige Rendite und Diversifikation
Private Equity gilt als Hochrendite-Anlageklasse, weil sie tendenziell höhere Ertragschancen bietet als börsengehandelte Aktien. Der Grund: Fondsmanagerinnen investieren aktiv und strategisch in Unternehmen mit Wachstumspotenzial und begleiten sie über Jahre hinweg. Professionelle Fonds erzielten in der Vergangenheit Renditen von 8 bis 12 Prozent jährlich. Zudem entwickeln sich Private-Equity-Investments wenig abhängiger von kurzfristigen Börsenschwankungen und können so helfen, ein Depot breiter aufzustellen.
Ein weiterer Vorteil: Nicht börsennotierte Unternehmen stehen nicht unter dem ständigen Druck, Aktionärinnen und Analystinnen in Quartalsberichten zufriedenzustellen. Das erlaubt es ihnen, langfristiger zu denken, nachhaltiger zu investieren oder mutigere strategische Entscheidungen zu treffen – etwa in Forschung, Produktentwicklung oder Mitarbeiterbindung. Unternehmen jenseits der Börse können so agieren, wie es betriebswirtschaftlich und gesellschaftlich sinnvoll ist – nicht nur so, wie es kurzfristig gut aussieht. Diese unternehmerische Freiheit kann sich langfristig positiv auf die Unternehmensentwicklung und damit auch auf die Rendite auswirken.
Doch auch diese Unternehmen können enormem Druck von Investorinnen ausgesetzt sein, da diese primär investieren, um später mit Gewinn zu verkaufen.
Risiken: Eingeschränkte Liquidität und hohe Kosten
Auch wenn du bei Trade Republic theoretisch monatlich verkaufen kannst, bleibt Private Equity eine langfristige Anlage. Es kann gut sein, dass du über Jahre investiert bleibst, weil sich keine Käuferin findet oder der Marktpreis deiner Fondsanteile (zu) niedrig ist. Diese begrenzte Handelbarkeit unterscheidet Private Equity deutlich von ETFs oder Aktien, die du jederzeit veräußern kannst.
Zudem sind Gebühren und Kosten ein entscheidender Punkt: Neben den üblichen Depotkosten fallen bei den Fonds selbst Verwaltungs- und Erfolgsgebühren an – meist zwischen zwei und drei Prozent pro Jahr. Diese schmälern die Netto-Rendite erheblich. Und da es sich um komplexe, wenig transparente Investments handelt, hängt der Erfolg stark von der Qualität des jeweiligen Fondsmanagements ab.
Fazit: Spannend, aber nichts für das Alltags-Depot
Private Equity ist kein kurzfristiges Investment, sondern eine Beimischung für alle, die bereits eine solide Basis aus ETFs und Notgroschen haben – deren Altersvorsorge also bereits steht oder zumindest auf dem richtigen Weg ist.
Wenn du das Thema reizvoll findest, kannst du mit kleinen Beträgen beginnen – aber bitte immer nur mit Geld, das du langfristig entbehren kannst. Als Faustregel gilt: maximal 5 bis 10 Prozent des Gesamtdepots.
Private Equity kann den Blick über den Tellerrand öffnen – doch nur, wenn du bereit bist, Geduld zu haben und die weniger komfortable, illiquide Seite dieser Anlage zu akzeptieren.
* Wegen der besseren Lesbarkeit benutzen wir nur die weibliche Form. Alle Menschen sind explizit mitgemeint.
