It’s no longer a match?! Du und dein ETF

Viele Anlegerinnen* steigen mit einem klassischen Welt-ETF ins Investieren ein. Das ist eine clevere Entscheidung, denn Time schlägt immer Timing und besonders am Anfang gilt: breit gestreut, kostengünstig, unkompliziert, Hauptsache starten. Doch was, wenn sich die eigenen Werte weiterentwickeln? Wenn du und dein ETF euch auseinanderentwickelt habt? Dann taucht früher oder später eine zentrale Frage auf: Sollte ich meinen ETF tauschen, zum Beispiel zugunsten einer nachhaltigeren Variante? 

Nachhaltigkeit: pragmatisch oder konsequent? 

Nicht jede definiert “nachhaltig investieren” gleich. Wer einen pragmatischen Ansatz verfolgt, greift oft zu sogenannten ESG-ETFs. Diese schließen bestimmte Unternehmen oder Branchen aus bzw. gewichten sie anders – etwa nach Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungskriterien (ESG = Environmental, Social, Governance). Mehr dazu findest du hier.

Wer konsequenter vorgehen will, prüft, ob ethische Ausschlusskriterien (z. B. Rüstung, Kinderarbeit, Menschenrechtsverletzungen) oder auch ein positiver Impact im Portfolio verankert sind. Das bedeutet oft: raus aus dem klassischen ETF, rein in thematische und/oder „grüne“ ETFs mit klaren nachhaltigen Strategien. 

Einfach verkaufen? Nicht so vorschnell! 

Ein ETF-Wechsel klingt erstmal leicht: verkaufen, neu investieren, fertig. Doch dabei sollten zwei Punkte berücksichtigt werden: 

  1. Steuern: Verkäufe realisieren Kursgewinne, auf die in der Regel Abgeltungssteuer fällig wird. Das schmälert das Vermögen direkt.
  2. Kosten und Timing: Auch wenn ETF-Käufe und -Verkäufe günstig sind, können durch Spreads, Orderkosten und Marktbewegungen kleine Verluste entstehen. 

Clever vorgehen: Schritte zur Portfolio-Optimierung 

  1. Bestandsaufnahme: Welche Unternehmen oder Branchen stecken in deinem ETF? Tools wie justETF oder extraETF können bei der Analyse helfen. Achte dabei auch auf die Gewichtung einzelner Branchen oder Regionen. Mit einem globalen ETF bist du auf jeden Fall gut aufgestellt – natürlich gerne in der nachhaltigen Variante. 
  2. Werte klären: Was möchtest du ausschließen? Welche Branchen sind dir wichtig? Ethische Kriterien zu formulieren, hilft nicht nur bei der ETF-Wahl, sondern auch dabei, langfristig dran zu bleiben. 
  3. Alternativen recherchieren: ESG-, SRI- oder Impact-ETFs vergleichen. ESG ist ein erster, allerdings noch recht löchriger Filter. SRI (Socially Responsible Investing) ist meist strenger. Impact-ETFs setzen bewusst auf Unternehmen mit positiver Wirkung. Auch hier lohnt ein Blick ins Kleingedruckte: Wie streng sind die Kriterien wirklich? Wer definiert sie? Als Anlaufstelle kann z.B. Stiftung Warentest helfen; sie haben gute Informationen rund um nachhaltige ETFs.  
  4. Teilweiser Wechsel: Du musst nicht alles auf einmal ändern. Eine mögliche Strategie: Lass dein bereits investiertes Geld in dem ETF, lasse aber alle neuen Sparpläne in nachhaltigere Alternativen fließen. So nimmst du Tempo raus, bleibst investiert und nimmst dir Zeit für gute Entscheidungen. 
  5.  Zeitpunkt wählen: Wenn du dich für einen Verkauf entscheidest, kann gutes Timing helfen: Nutze Freibeträge und plane einen Verkauf zum Jahreswechsel, sodass du die Freibeträge aus zwei Jahren nutzen kannst. So reduzierst du deine Steuerlast. Idealerweise verkaufst du erst, wenn du bereits weißt, in welchen ETF du zukünftig investieren möchtest. Lass dein Geld nicht ungenutzt auf deinem Konto liegen, sondern investiere es sofort wieder neu. Aktuelle Marktbewegungen sind nicht allzu entscheidend, wenn die Zeit zwischen Verkauf und Kauf kurz ist, denn du bist dann gleichzeitig in der Position der Verkäuferin und der Neuinvestorin; als Verkäuferin möchtest du möglichst hohe Kurse, als Neuinvestorin freust du dich über niedrige Kurse. Beides gleichzeitig wirst du nicht bekommen. Just do it! 😉  
  6. Portfolio langfristig begleiten: Nachhaltigkeit ist kein One-Time-Projekt. Auch “grüne” ETFs verändern sich. Bleib am Ball, lies Fondsberichte oder nutze Tools, um dein Portfolio regelmäßig zu checken. Vielleicht ist in einigen Jahren wieder etwas Neues für dich dabei. 

Es ist kein Beinbruch, wenn dein erstes Investment nicht perfekt nachhaltig war. Viel wichtiger ist, dass du dich weiterentwickelst und reflektierst, wie du Geldanlage und Werte besser in Einklang bringen kannst. Und das geht oft auch Schritt für Schritt – ganz ohne radikalen Schnitt. 

 

* Wegen der besseren Lesbarkeit benutzen wir nur die weibliche Form. Alle Menschen sind explizit mitgemeint.

 
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