Keine Angst vor der Rentenlücke

Immer wieder bekomme ich die Frage gestellt: „Wie fange ich an?“

Als Leserin meines Blogs weißt du inzwischen, dass ich zuerst vom Notgroschen predige. Darüber hinaus gibt es einige weitere Grundlagen, die ich wichtig finde:

  1. Schau dir deinen Rentenbescheid an. Darauf kannst du ablesen, was du bekommen würdest, wenn du heute in Rente gehen würdest, und auch, was du bekommen würdest, wenn du bis zum Renteneintrittsalter weiterhin durchschnittlich so einzahlst wie bisher. Die Rentenversicherung passt diesen Betrag sogar an die Inflation an, er ist also ziemlich aussagekräftig. Allerdings gibt es zwei Probleme mit dieser Hochrechnung:
    1. Das sind Durchschnittswerte aller in die Rentenkasse einzahlenden Menschen. Männer liegen tendenziell über, Frauen unter diesem Durchschnitt. Insbesondere, wenn du noch keine Kinder hast oder erst seit kurzer Zeit, wird sich deine Zahl (statistisch gesehen) nach unten entwickeln.
    2. Das Rentenniveau, also der Anteil des letzten Gehalts vor der Rente, der von der Rentenversicherung gezahlt wird, ist seit 1980 kontinuierlich gesunken! Natürlich können wir darauf vertrauen, dass sich diese Entwicklung wieder umdreht; ich persönlich werde das nicht tun, sondern möchte lieber privat vorsorgen.
  2. Rechne dir aus, welchen Betrag du gerne privat vorsorgen möchtest. (Hierfür kann ein Rentenrechner wie der vom BVI hilfreich sein.) Denk dabei ruhig an Altersvorfreude: Welchen Betrag hättest du gerne, um im Rentenalter gut leben zu können? Wie hoch sind deine Lebenshaltungskosten realistisch? (Zur Orientierung: Es wird generell davon ausgegangen, dass du im Schnitt 75 – 80 % deines letzten Einkommens vor der Rente benötigst, um deinen Lebensstandard halten zu können. (Ergänzung: Du brauchst etwa 75 – 80 % deines Nettoeinkommens, oder ca. 60 % deines Bruttoeinkommens.) Wenn du z.B. mit 67 (oder 65 oder 69 oder mehr, also bei Renteneintritt) ein monatliches Gehalt von 2000 € netto hattest, brauchst du etwa 1500 € netto als Rente, um deinen Lebensstandard halten zu können. Einige Abgaben verringern sich in der Rente, und auch die Lebenshaltungskosten sind häufig etwas geringer; Kinder sind normalerweise nicht mehr finanziell von uns abhängig, vielleicht können wir in eine kleinere Wohnung ziehen oder außerhalb der Hauptsaison Urlaub machen. Aber dafür haben wir Zeit, die wir für Aktivitäten oder Reisen nutzen wollen, und die Gesundheitskosten steigen über die Jahre. Leg daher ruhig lieber nochmal 10 % drauf auf den Betrag, den du dir momentan wünschen würdest.
  3. Überleg dir, wie du diese private Vorsorge decken kannst. Hier kann sich ein Gespräch mit einer Finanzberatung lohnen (dazu nochmal diese zwei Blogeinträge: hier und hier). Möchtest du eine private Rentenversicherung abschließen? Oder deckt die gesetzliche Rente (oder dein Versorgungswerk) bereits die notwendigen Kosten, und du kannst den Rest durch private Geldanlage vorsorgen? Bei der privaten Vorsorge ist es immer wichtig, eine gute Balance aus Sicherheit, Rendite und Flexibilität zu haben. Je mehr Sicherheit du hast, umso niedriger fällt die Rendite aus. Es bringt dir aber auch nichts, in einem Vertrag festzuhängen, der dir hinterher gute Zahlen liefert, den du aber nicht anpassen kannst, wenn sich deine Lebensplanung ändert und du z.B. ins Ausland auswandern oder dich selbständig machen willst.

Die Tabelle zur Investitionsentwicklung, die du dir bei meinen Downloads kostenlos herunterladen kannst, kann dir helfen, zu berechnen, welchen Betrag du monatlich beiseitelegen solltest, um dein Ziel zu erreichen. Natürlich gibt es keine Garantie, wie sich Investitionen entwickeln; dennoch können die unterschiedlichen Tabellen sehr motivierend sein, dich mit dem Investieren zu befassen. Schau sie dir mal in Ruhe an! 😉

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7 Replies to “Keine Angst vor der Rentenlücke”

  1. Yvonne

    Hallo Claudia, ich schätze Deinen Blog wirklich sehr, doch in o.g. Beitrag mit keinem Wort die Möglichkeiten der bAV zu erwähnen erscheint mir nicht richtig. Trotz Rechtsanspruch auf EUW tut sich in dem Vorsorgebereich noch immer viel zu wenig, auch weil es nicht ausreichend beworben/erklärt wird. Leider wohl auch in Deinem Blog – schade 🙁

    • Claudia, Female Finance Forum

      Hallo Yvonne,
      vielen Dank für deinen Kommentar! Du hast vollkommen recht, dass die betriebliche Altersvorsorge mit in die Rechnung einbezogen werden muss. Ich wollte mich hier auf die ersten Schritte konzentrieren, und ein Verständnis des Rentenbescheids ist aus meiner Sicht essenziell. Hinzu kommen dann die betriebliche und private Vorsorge.
      Die Erwerbsminderungsrente fällt dagegen in eine andere Kategorie, denn die bekomme ich ja nur, wenn ich vor Erreichen des Rentenalters nicht mehr in meinem Beruf arbeiten kann. Sie kompensiert also den Einkommensausfall und ist somit ein Ersatz für etwas, was wegfällt.

  2. Yvonne

    Mit EUW war die Entgeltumwandlung aus dem Bruttogehalt gemeint – sorry wg. der Abkürzung. Und ja, die Absicherung der Berufsunfähigkeit ist enorm wichtig. Auch hier schaffen immer mehr Arbeitgeber die Möglichkeit, dies kostengünstig & vereinfacht im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung darzustellen.

  3. Hanna

    Hallo Claudia, ich habe eben den Rentenlückenrechner vom BVI ausprobiert. Demnach sähe es für mich ganz ok aus – aber irgendetwas stimmt mit der Berechnung nicht, denn nach allen Eintragungen, rechnet der BVI ein ganz anderes aktuelles Nettoeinkommen aus. Außerdem kann ich nicht näher spezifizieren, ob ich mal Ausfallzeiten wegen Arbeitslosigkeit o.ä. hatte. Demententsprechend traue ich der Endberechnung nicht – außerdem habe ich schon andere Rentenrechner bemüht- die kommen zu deutlich anderen Ergebnissen, wonach ich mal knapp oberhalb vom heutigen Hartz-IV lande (wie laut Experten die Hälfte oder mehr meiner Altersgenossen). Ehrlich gesagt würde ich auch deine Aussage bezweifeln, dass die Rentenmitteilung sehr aussagekräftig ist. Dazu muss man schon ganz schön viel selber rechnen, um den steuer-, Beitrags- und inflationsbereinigten Nettobetrag herauszufinden, den man später einmal erhält. Denn ganz wichtig: Auf dem Bescheid steht das Brutto. Und die Zahl entspricht dem Heute, nicht der Kaufkraft von in 20 oder 30 Jahren. Es wäre toll, du könntest auf so etwas differenzierter eingehen – und auch noch mal checken, ob der Rechner vom BVI wirklich der beste (realistische) ist. Danke!

    • Yvonne

      Hallo Hanna, schau doch mal auf https://www.n-heydorn.de/. Hier findest Du kostenfreie Finanzrechner zu allen Lebenslagen und auch zur Rente ist viel Nützliches dabei. Viele Grüße Yvonne

      PS: und bei Banken & Versicherern gibt es Tools zur Finanzplanung, die eine gute Übersicht der Anlagen/Anwartschaften im Alter zusammenfassen und alle 3-5 Jahre aktualisiert werden sollten.

  4. Gaby

    Hallo Claudia, ich finde den Vergleich Brutto-Gehalt zu Brutto-Rente schwierig. Bspw. mein Bruttogehalt 4800,- , müsste nach deiner Rechnung Bruttorente 3600,- sein. Hochrechnung Rentenbescheid ca. 1900,-, Lücke 1.700 €. Ich bin bisher vom Netto ausgegangen. Gehalt 2.600, 80 % sollten ca. 2100,- Nettorente sein. Rentenscheid ca. Netto 1400,- (Steuern, KV und PV 1/2). Zusätzl. Vorsorge sollten ca. 700,- € sein. Ist das aus deiner Sicht falsch?

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