Hochzeit aus Liebe? Oder wegen der lieben Steuer? (Teil I)

Letzte Woche habe ich dir fünf Aspekte genannt, die du und dein Partner bedenken solltet, wenn ihr über die ewige Bindung nachdenkt.

Ein Aspekt, den ich letzte Woche nicht angesprochen habe, ist die Steuer*, konkret das Ehegattensplitting.

Was ist denn eigentlich dieses Ehegattensplitting?

Ehegattensplitting bedeutet, dass ihr nicht zwei separate Steuererklärungen macht, sondern eine gemeinsame. Euer Einkommen wird quasi in einen Topf geworfen und dann zu gleichen Teilen von euch versteuert. Dadurch zahlt derjenige mit dem hohen Einkommen einen geringeren Steuersatz, der mit dem niedrigen Einkommen einen höheren Satz als bei alleiniger Versteuerung.

Beispiel: 

Partner 1 hat ein Einkommen von 60.000€ brutto mit einem entsprechend hohen Steuersatz.

Partner 2 hat ein Einkommen von 20.000€ brutto und zahlt hierauf weniger Steuern als Partner 1.

Bei gemeinsamer Versteuerung würde jeder der beiden 40.000€ versteuern (60.000€ + 20.000€ = 80.000€; diese werden auf die beiden Partner verteilt, also 40.000€ pro Person).

Die Steuerersparnis könnt ihr in dieser Berechungstabelle sehr gut sehen:

Quelle: http://www.einkommenssteuertabelle.de/

Durch das Ehegattensplitting kann dieses Paar also knapp 2.000€ an Steuern sparen – pro Jahr!

Ihr könnt euch jedes Jahr neu entscheiden, ob ihr gemeinsam veranlagen wollt oder einzeln. Wenn beide Partner ähnlich viel verdienen, lohnt sich die gemeinsame Veranlagung kaum oder nicht.

Allerdings: Das Ehegattensplitting kann im klassischen Fall – ein Hauptverdiener, ein Weniger-Verdiener, der z.B. in Teilzeit arbeitet – dazu führen, dass  es sich kaum lohnt, wenn Partner 2 mehr arbeitet. Außerdem solltet ihr beachten, dass Sozialleistungen wie Elterngeld oder Arbeitslosengeld sich am Netto-Gehalt orientieren.

Ich male jetzt ein ganz dunkles und stereotypes Szenario: Arzthelferin und Arzt heiraten, haben Kinder. Sie arbeitet in Teilzeit, er Vollzeit, sie nutzen das Ehegattensplitting. Irgendwann trennen sich die beiden. Sie verlässt daraufhin die Praxis (der Ex-Mann als Chef ist nicht so toll). Leider findet sich nicht sofort einen neuen Job, sondern sucht eine Zeitlang. In dieser Zeit bekommt sie Arbeitslosengeld – allerdings berechnet sich dieses anhand ihrem früheren Netto-Gehalt. Durch das Ehegattensplitting ist ihr Netto-Gehalt niedriger als es das wäre, wenn sie alleine nur die Steuern gezahlt hätte, die ihrem Gehalt zugewiesen wären.

Das Ehegattensplitting ist also super, solang alles eitel Sonnenschein ist. Im schlechten Fall trägt hauptsächlich der finanziell schwache Partner die negativen Auswirkungen.

Was wir bei diesen (finanziellen) Überlegungen nie aus den Augen verlieren sollten: Ein Gang zum Scheidungsanwalt macht normalerweise alle Vorteile wieder zunichte. Eine Scheidung ist enorm teuer – von den emotionalen Kosten ganz abgesehen.

Deswegen: Heiratet doch lieber aus Liebe als wegen der Steuern! ♥

Wenn du noch mehr zu dem Thema lesen willst: Stiftung Warentest hat ein eigenes Heft zu dem Thema herausgebracht (Stand Mai 2017). Gute Artikel zu dem Thema gibt es auch z.B. in der Süddeutschen Zeitung (Februar 2018).

*Ich bin keine Steuerexpertin. Dieser Beitrag soll dich primär zum Denken anregen. 

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6 Replies to “Hochzeit aus Liebe? Oder wegen der lieben Steuer? (Teil I)”

  1. Luise Hanson

    Ich hatte mich schon länger gefragt, wieviel mein Partner und ich durch eine Heirat sparen könnten. Der empfohlene Steuerrechner hilft mir da wirklich weiter. Der Beispielbetrag von 2.000 Euro ist schon beeindruckend und ich werde mich noch einmal ausführlich beraten lassen. Aber letztlich sollte eine Heirat ja nicht nur aus finanziellen Gründen geschehen.

  2. Florian

    Ich muss bald meine Steuererklärung ausfüllen und bin auf der Suche nach Informationen und Tipps zum Thema. Gut zu wissen, dass die Heirat einen positiven Einfluss auf die Steuern hat. Es klingt gut, 2000 € an Steuern pro Jahr zu sparen. Ich habe dieses Jahr geheiratet und werde mich auf jeden Fall über das Ehegattensplitting informieren, danke!

  3. Marie Neuner

    Sehr interessanter Artikel, spannend wo man überall Steuern sparen kann. Wo man auch einiges sparen kann, ist die Steuererklärung. Da ich selbst darin nicht so gut bin, habe ich mir einen Steuerberater aus Hamm http://www.ecandes.de zur Unterstützung gesucht. Dadurch ist das Ergebnis meiner Steuererklärung nochmal um einiges besser, als Laie weiß man oft gar nicht, was man alles absetzen kann. Deshalb finde ich es sinnvoll, wenn man das ganze einem Experten überlässt. Ich bin immer noch sehr froh, dass mein Steuerberater aus Hamm meinen Steuerkram erledigt.

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