Deine Rentenlücke

Letzte Woche habe ich dir gezeigt, wie sich deine Rente zusammensetzt.

Nochmal zur Erinnerung:

Entgeltpunkte Zugangsfaktor Rentenart Aktueller Rentenwert

Was auf jeden Fall klar wird: Wahrscheinlich reicht die Rente nicht.

Tatsächlich ist sie darauf auch nicht ausgelegt. Unser Vorsorgesystem beruht auf mehreren Säulen (das kannst du hier in meinem Blogeintrag nachlesen); die gesetzliche Rente ist nur eine dieser Säulen. Es wird also von dir erwartet, dass du darüber hinaus selbst vorsorgst.

Eine private Altersvorsorge (oder AltersvorFREUDE, wie ich lieber sage) ist also kein Bonus, sondern absolute Pflicht. Ob du das durch Investieren (Immobilien, Börse…) oder durch zusätzliche Versicherungen tätigst, ist deine eigene Entscheidung. Beim Investieren an der Börse bin ich der Überzeugung:

Wir müssen nicht reich sein, um zu investieren. Wir müssen investieren, damit es später reicht.

Aber zurück zur gesetzlichen Rente.

Kinder und deine Rente

Für jedes Kind, das du bekommst, bekommst du Rentenpunkte angerechnet. Insgesamt drei Jahre lang, einen Punkt pro Jahr. Falls du in deinem Job also mehr als 40.000 € verdienen würdest, verringert sich durch das Kind deine Rente. Falls du weniger als 40.000 € verdienst, ist deine Rente dank Kind etwas höher. 

Falls du mehr als ein Kind bekommst, summieren sich die Rentenpunkte auf: Wenn du Kind 2 bekommst, wenn Kind 1 erst zwei Jahre alt ist, bekommst du doppelte Rentenpunkte, bis Kind 1 drei Jahre alt wird.

(Das klingt jetzt komplizierter, als es ist. Konkret heißt das: Du bekommst pro Kind drei Rentenpunkte, egal, in welchem Abstand du die Kinder bekommst.)

Die Elternzeit ist also gar kein soo großer Faktor für deine Rentenpunkte. Viel entscheidender ist die Dauer und Ausmaß der Teilzeit-Erwerbstätigkeit, weil sich dadurch deine Rentenpunkte über einen längeren Zeitraum und dadurch stärker reduzieren.

Deine Rentenlücke

Erschreckend häufig wird auch von der Rentenlücke geredet. Die Rentenlücke ist der Unterschied zwischen der Rente, die du bekommst, und deinem Bedarf, um deine Lebenshaltungskosten zu decken.

Als Orientierung wird gesagt:

Du benötigst im Rentenalter etwa 80 % deines Netto-Einkommens.

Wenn du kurz vor dem Ruhestand 2.000 € netto verdient hast, benötigst du also etwa 1.600 € netto als Rente. Wenn du eine Durchschnittsrentnerin bist, bekommst eine Rente von monatlich 1.367,60 € BRUTTO. Davon zahlst du Steuern und andere Abgaben, dann bleiben dir noch etwas über 1.100 € netto.

Deine Rentenlücke beträgt also ca. bis 500 € pro Monat.

Das ist ein mögliches Szenario. Vielleicht fällt deine Rente kleiner aus (wir Frauen liegen häufig unter dem Rentendurchschnitt, die Männer darüber), oder du hast einen höheren Bedarf. Es ist wichtig, deine eigene Rentenlücke so genau wie möglich einschätzen zu können.

Zum Glück gibt es Rechner, die dir deine Rentenlücke berechnen.

Du kannst entweder auf der Seite der Deutschen Rentenversicherung den Zeitpunkt und die Höhe deiner erwartenden Rentenzahlung berechnen. Dafür brauchst du allerdings deinen Rentenbescheid. Die Informationen sind recht präzise (natürlich nur Schätzungen), aber du benötigst alle Daten deines Rentenbescheids und kannst nicht mit den Zahlen spielen (z.B. verschiedene Lebensverläufe). 

Einfacher, aber dafür etwas ungenauer kannst du die Rentenlücke auch auf der Seite der Sparkasse berechnen. (Das ist KEINE Werbung für die Sparkasse. Mir gefällt einfach dieser Rechner.) Dort kannst du direkt sehen, was sich verändert, wenn du z.B. Kinder hinzufügst, oder ein höheres (oder niedrigeres) Einkommen. Und das Ergebnis zeigt dir eben auch deine Lücke auf.

Dabei ist wichtig, das Ergebnis mit Flexibilität zu betrachten. Wer weiß schon, was in den nächsten 10, 20, 30 oder mehr Jahren alles passiert?

Und jetzt?

Was machst du jetzt mit diesen Informationen? Ich finde, es ist immer besser, zu wissen, was auf mich zukommt. Dann kann ich mich darauf vorbereiten und bin handlungsfähig.

Du weißt jetzt, wie groß dein Bedarf ist. Jetzt kannst du z.B. mit der Tabelle der Investitionsentwicklung berechnen, was du monatlich investieren musst, um deine Rentenlücke zu schließen. Ob du das mit ETFs machst, mit aktiven Fonds, Immobilien oder mit einer Versicherung, bleibt dir überlassen.

Wichtig ist, dass du aktiv wirst. Denke immer daran:

Kleine Schritte sind besser als keine Schritte!

 

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8 Replies to “Deine Rentenlücke”

  1. Hella

    Liebe Claudia,

    danke für Deine Erläuterungen!
    Ich habe eine Frage zu der Anrechnung der “Kinder-Punkte”, die mir bislang noch keiner beantworten konnte. Vielleicht kannst Du mir ja weiterhelfen.
    Bei meinen zwei Kindern sind das ja sechs Punkte. Nun bin ich selber aber gar nicht bei der GKV versichert. Reichen die “Kinder-Punkte”, um die fünf Basis-Jahre abzudecken, damit ich auch einen Anspruch auf eine (minimale) GKV-Rente habe? Oder müsste ich die fünf Basis-Jahre Beiträge bezahlen und nur dann werden mir die Kinder-Punkte angerechnet?

    • Claudia, Female Finance Forum

      Liebe Hella,
      danke für deine Frage!
      Ich möchte dir da lieber keine Antwort geben, bevor ich etwas Falsches sage 🙂
      Ruf doch einfach mal bei der Rentenversicherung an, die werden dir sicher weiterhelfen! Du kannst dich dort telefonisch oder per Video beraten lassen und deine individuelle Situation schildern. Dann bist du auf der sicheren Seite!
      Und wenn du magst, teile mir oder uns gerne deine Erfahrungen mit!
      Herzliche Grüße
      Claudia

      • Hella

        Liebe Claudia,

        es war nicht nur ein kurzes Telefonat – daraus wurde dann eine offizielle Anfrage und ich musste ganz viiiele Dokumente einreichen. Letztendlich werden aber tatsächlich pro Kind drei Jahre Erziehungszeit anerkannt, die wohl als Pflichtzeiten gelten. So dass ich mit zwei Kindern tatsächlich die Pflichtzeit voll habe und somit Anspruch auf eine (Mini-)GKV-Rente. Aber Kleinvieh macht ja schließlich auch Mist.

        Viele Grüße,
        Hella

  2. Eileen

    Hallo Claudia, vielen Dank für Deine Beiträge zum Thema Rente. Bei sehr vielen ist es nicht im Bewusstsein, da andere Themen, wie Haus- oder Wohnungsfinanzierung dominieren. Erst wenn man selbst, z.B. durch die eigenen Eltern, auf das Problem trifft, wird es einem erst bewusst. Nur leider hat man dann nicht mehr ganz so viel Zeit, um die Lücke ausreichend aufzufüllen. Wie Du immer so schön sagst: „It’s time, not timing.“

    Bei einem Punkt „stolpere“ ich immer etwas. Sollte man sich bei den 70-80% für den Bedarf nicht eher an den Kosten orientieren? Mein Nettoeinkommen ist (zum Glück) schon ein ganzes Stück höher, als meine Kosten. Wenn ich mich an meinem Nettoeinkommen orientiere, wird es allerdings schwierig, in der noch bleibenden Zeit, die Lücke zu schließen. Wenn ich jedoch meine Kosten nehme, ist es machbar.

    Liebe Grüße
    Eileen

    • Claudia, Female Finance Forum

      Liebe Eileen,
      danke für deinen Kommentar! Du hast vollkommen recht, bei vielen ist das Thema zu weit weg – wir haben ja noch Zeit. Und plötzlich ist eben doch nicht mehr so viel Zeit. Deshalb ist es so wichtig, frühzeitig zu verstehen, wie das System funktioniert.
      So, wie du es beschreibst, bist du toll aufgestellt! Bei vielen von uns steigen die Kosten parallel zu den Einnahmen. Und dann ist es sinnvoll, mit 70-80% der Einnahmen zu rechnen – eben weil sich unsere Kosten daran orientieren. Wenn du schon vor der Rente eine hohe Sparquote hast, wirst du auch später mit weniger Geld klarkommen. Weiter so! 🙂

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